Waldeyer – Anatomie des Menschen

Anton Waldeyer, Friedrich Anderhuber, Franz Pera, Johannes Streicher

Waldeyer – Anatomie des Menschen

ISBN-10: 3-11-022862-9

ISBN-13: 9783110228625

1176 Seiten; 79,95 EUR

De Gruyter; 2012; 19. Auflage

 

 

Kurzbeschreibung

Der neue Band „Waldeyer Anatomie des Menschen“, erschienen bereits in der 19. Auflage im De Gruyter Verlag, möchte dem Anspruch gerecht werden, dem Mediziner „im gesamten Studium und auch im postgraduellen Ausbildungsweg“ als Lehrbuch und Atlas zu dienen. Die neue Ausgabe verspricht dabei eine am Gegenstandskatalog orientierte Vollständigkeit mit Schwerpunkt auf der makroskopischen Anatomie.

Zielgruppe

Das Buch eignet sich vor allem für Medizinstudenten, die den Kurs der makroskopischen Anatomie in ihrer vorklinischen Ausbildung durchlaufen. Topografisch orientiert und mit vielen Abbildungen anschaulich gestaltet kann der Waldeyer gut präparierkursbegleitend angewendet werden und mit seiner Vollständigkeit als Nachschlagewerk dienen.

Die mikroskopische Anatomie wird jedoch nicht vollständig abgedeckt.

Wer sich noch kurz vor der Klausur oder zu Beginn eines neuen Themas einen Überblick verschaffen möchte, sollte auf andere Lehrbücher zurückgreifen. Zwar helfen einige Tabellen und farblich hervorgehobene Kästchen, jedoch sind Schreibstil und Format stellenweise hinderlich für das Gewinnen eines Gesamteindruckes vom Lernstoff.  Also nichts für Eilige.

Inhalt

Eine kurze Einführung zu Geschichte und Bedeutung der Anatomie sowie ein speziell auf die Studieneinheit des Präparierkurses vorbereitendes Kapitel eignen sich vor allem für den Studienbeginner. Nützlich ist auch das Kapitel der Allgemeinen Anatomie, das zum Verständnis wesentliche Aspekte der mikroskopischen Anatomie kurz aufgreift.

Gegenstandsorientiert findet der Leser in der makroskopischen Anatomie die Themen des IMPP-Gegenstandkatalogs wieder. Besonders ausführlich wird der Bewegungsapparat behandelt. Leider fehlt das noch in älteren Ausgaben (bspw. 17. Auflage) vorhandene Kapitel der „Allgemeinen Embryologie“, das für das Verständnis der Entstehung anatomischer Strukturen sehr nützlich ist.

Auch das anatomische Glossar im Anhang wurde in der neusten Auflage leider gestrichen.

Der Verzicht auf diese Kapitel macht den Waldeyer nicht sehr viel „tragbarer“ im Vergleich zu älteren Auflagen, wie es im Vorwort steht.

Der Waldeyer ist reich an detailliert beschrifteten Abbildungen verschiedenster Art: ob topografisch, histologisch, als einfache Skizze zur Veranschaulichung oder als Röntgenbild.

Stellenweise fehlt die Einordnung der Grafiken in den Textzusammenhang. Teilweise auch nicht ausreichende Beschriftung. Leider sind die Klinikbezüge ohne grafische Veranschaulichung.

Didaktik

Klinische Bezüge helfen dem Studenten vor allem in der Vorklinik, anatomische Strukturen in ihrer pathologischen Relevanz wahrzunehmen. Wichtige Inhalte sind in Merkkästen farblich unterlegt.

Ältere Auflagen verfügen über definierte Lernziele am Beginn der einzelnen Unterkapitel, die es dem Studenten erleichtern, noch einmal die wesentlichen Themen herauszufiltern und zu reflektieren. Dies wurde leider nicht in den neusten Waldeyer übernommen.

Der Waldeyer kann zwar durch inhaltliche Vollständigkeit punkten, ist aber vom Layout her nicht optimal für Übersicht und klare Struktur gestaltet.

Die vorhandenen Tabellen glänzen durch die Darstellung der relevanten Inhalte und Verzicht auf ausführliche Beschreibungen. Leider sind im Vergleich zum ausführlichen Format und zu anderen Lehrbüchern nur sehr wenige Tabellen vorhanden.

Beim Kauf der gedruckten Ausgabe ist kein digitales Zusatzmaterial vorhanden.

Aufbau

Die Gliederung der Themen unterscheidet sich grundsätzlich von anderen Lehrbüchern der Anatomie. Die Kapitel sind nach topografischer Beziehung und nicht nach funktionellen Einheiten sortiert. Dies ist für den Präparierkurs durchaus sinnvoll, für den Studienanfänger allerdings eher verwirrend. Die Untergliederung in Unterkapitel ist stellenweise uneinheitlich.

Siehe Inhalt/Didaktik.

Relevanz für das Tübinger Studium

Der Waldeyer gehört nicht zu den von den Professoren häufig genannten Referenzlehrbüchern an der Universität Tübingen, eignet sich aber gut als präparierkursbegleitendes Le
hrbuch und Nachschlagewerk. Für die rein makroskopischen Anatomiefragen der vorklinischen Klausuren völlig ausreichend. In Kombination mit einem Atlas ist der Waldeyer eine gute Grundausstattung für die makroskopische Anatomie der Vorklinik, da er die relevanten IMPP-Themen vollständig abdeckt.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Mit 79,95€ gehört der Waldeyer zu den teureren Anatomielehrbüchern. Leider keine digitalen Zusatzmaterialien. Durch Vollständigkeit kann der Waldeyer aber auch noch nach der Vorklinik als Nachschlagewerk dienen. Er ersetzt allerdings nicht den Anatomieatlas!

Fazit

 Vollständiges, ausführliches Anatomielehrbuch, das für den Präparierkurs gut geeignet ist. Gute Abbildungen erleichtern das Lernen. Allerdings sehr unhandlich und schwer. Stellenweise mangelhafte Übersichtlichkeit und umständliche Formulierungen. Einen Anatomieatlas kann der Waldeyer trotz seiner Ansprüche nicht ersetzen.

Die älteren Ausgaben bieten zusätzlich ein sehr nützliches anatomisches Glossar.

Leute mit besonderem Fachinteresse: 4 Sterne

Gesamtfazit: 3 Sterne


Genre: Anatomie