Pharmakognosie Phytopharmazie, 9. Auflage

Prof. Dr. Rudolf Hänsel, Prof. Dr. Dr. hc. Otto Sticher
Pharmakognosie Phytopharmazie, 9. Auflage
ISBN: 978-3-642-00962-4
1451 Seiten; 99,95 EUR
Springer, 2010

 

Im Klappentext dieses Werkes wird angepriesen: „für Pharmazeuten. Apotheker. Ärzte“, was nach einem umfassenden und spannenden Buch über die Möglichkeiten und Gewinnung phytopharmakologischer Arzneimittel klingt, entpuppt sich leider als schwerverdauliches Nachschlagewerk, welches eher wissenschaftlich arbeitende Pharmazeuten anspricht als Ärzte.

Zunächst fällt angenehm auf, dass das Buch im heute Springer-üblichen übersichtlichen Layout gestaltet wurde ( Infoboxen; klare Gliederung der Unterkapitel) leider wurde wahrscheinlich aus Kostengründen auf eine farbige Ausgabe verzichtet. Was zum einen den Ordnungseffekt der sonst farblich gegliederten Hinweise zunichte macht und zum anderen äußerst trocken anmutet. Insgesamt enthält das Buch zwar 732 Abbildungen, welche dann aber Schemata verschiedener Laborchemischer Methoden oder Strukturformeln sind.  Der Anblick von knapp 1500 Seiten reinen Textes ohne Farben wirkt sich recht schnell demotivierend aus. Zumal die eigentlich ausführlich gestalteten Einführungskapitel, die den Leser an die heutige Gewinnung und Verarbeitung von Pflanzenstoffen heranführen sollen dennoch viele in den Pharmazie üblichen Labormethoden voraussetzen, was wiederum einen Mediziner einwenig überfordert.

Im eigentlichen Hauptteil – der Beschreibung verschiedener Pflanzen und Wirkstoffe geht es ähnlich chemisch orientiert weiter. Wer ein nach Wirkstoffklasse oder Pflanzensorten sortiertes Kompendium erwartet hatte – so wie es in unseren Pharmabücher der Fall ist, sollte auf der Hut sein.  Die Kapitel sind nämlich nach Chemischen Substanzklassen geordnet – also z.B. Kap. 26.1 geht auf Phenole unterschiedlicher pflanzlicher Herkunft ein. Was bei Vorstellung diverser Trennungsmethoden durchaus sinnvoll erscheint macht die Suche nach z.B. möglichen Herzwirksamen Arzneistoffen schwer, wenn nicht unmöglich, da zu den einzelnen Wirkungsweisen kaum eingegangen wird. Eher auf die Verarbeitung der Pflanzen selbst. Allerdings nicht in der Weise, dass man mit diesem Buch befähigt wäre aus Bella donna etwa Atropintinkturen herzustellen. Hier werden eher die heute eingesetzten Methoden erwähnt – die allerdings keine Konkrete Handlungsanleitung ergeben.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass „Pharmakognosie Phytopharmazie“ sich anders als auf der Rückseite angegeben eher nicht an Mediziner richtet und ist trotz seines enormen Umfangs nicht zur umfassenden Recherche bezüglich eines Wirkstoffes geeignet. Natürlich kann ich aber die tatsächliche Brauchbarkeit des Buches weniger abschätzen, da mir als Mediziner das nötige Hintergrundwissen fehlt. Wer allerdings viel über die heutigen Methoden der Quantifizierung und Reinheitsprüfung von pflanzlichen Arzneistoffen wissen möchte und entsprechend viel Zeit und Muße mitbringt findet wahrscheinlich kein anderes ähnlich ausführliches Buch.


Genre: Pharmakologie