Differenzialdiagnose Innerer Krankheiten – Vom Symptom zur Diagnose, 21. Auflage
Autor: E. Battegay (Hrsg.)
Thieme Verlag, 2017
ISBN: 978-3-13-344821-5
1348 Seiten, Preis: 149,99 €
★★★★★
Kurzbeschreibung
Das Standardwerk „Differenzialdiagnose Innerer Krankheiten“ von Thieme, bereits in der 21. Auflage 2017 neu erschienen, stellt ein ausführliches Nachschlagewerk dar, welches als Lehrbuch an Medizinstudenten sowie Ärzte im Fachbereich der Inneren Medizin gerichtet ist. Das 1348 Seiten starke Werk mit 911 Abbildungen kann somit dem Tübinger Studenten ab dem klinischen Studienabschnitt als Begleiter in der medizinischen Ausbildung dienen. Es löst die 20. Auflage von 2013 ab.
Zielgruppe
Wie oben beschrieben, stellt „Differenzialdiagnose Innerer Krankheiten“ ein ausführliches Nachschlagewerk dar, welches für Tübinger Studierende besonders zur Vorbereitung der Klausur Differenzialdiagnose (9. Fachsemester) begleitend zur Vorlesung geeignet ist. Für die Vorbereitung zu Prüfungen der Inneren Medizin (6. und 9. Fachsemester) ist das Buch allerdings nur eingeschränkt geeignet, da ein symptombezogener Fokus gesetzt ist und nicht jedes einzelne Krankheitsbild vollständig abgehandelt wird, wie beispielsweise im Herold. Das Lehrbuch von Thieme begleitet den Mediziner nicht nur in der Ausbildung, sondern auch in der späteren Praxis. Hier eignet es sich gut als „Checkliste“, welche die Differenzialdiagnosen nach klinischer Relevanz geordnet darstellt und mögliche diagnostische Pfade aufzeigt.
Inhalt
Inhaltlich findet man in diesem Lehrbuch mutmaßlich jedes Leitsymptom, das in der Vorlesung Differenzialdiagnose jemals besprochen wurde bzw. für die ärztliche Tätigkeit im Bereich der Inneren Medizin relevant ist. Dabei ist der Fokus in jedem Kapitel auf das differenzialdiagnostische Management mit seinen Diagnosealgorithmen sowie auf die systematische Darstellung von relevanten Inhalten zu verschiedenen symptomverursachenden Krankheitsbildern gesetzt. Auf die Therapie der einzelnen Erkrankungen wird jedoch nur oberflächlich eingegangen. Auch die Tabellen zur Triage einzelner Krankheiten (von intensivpflichtig bis ambulant therapierbar) geben einen guten Überblick über die Dringlichkeit zur Abklärung unterschiedlicher Differenzialdiagnosen und sind sehr praxisnah gehalten.
Didaktik
„Differenzialdiagnose Innerer Krankheiten“ glänzt durch die klare Struktur und die sehr überzeugende Visualisierung von Inhalten. Das Lehrbuch ist stark an der ärztlichen Praxis orientiert und verknüpft sinnvoll Inhalte verschiedener Fachbereiche.
Zusätzlich zum Buch wird ein Zugangscode geliefert, der dieselben Inhalte auch über die Online-Plattform eRef abrufen lässt und damit das ständige Mitschleppen des sehr schweren Nachschlagwerkes erübrigt. Dabei sind die einfache Navigation im Online-Exemplar sowie das angepasste Online-Format sehr hilfreich. Viele hinterlegte Begriffe leiten zu einer Lernplattform weiter, welche auch potenziell durch den Erwerb verschiedener fachspezifischer Lizenzpakete erweiterbar ist.
Didaktisch kann das Standardwerk an vielen Stellen punkten: Durch Boxen, Farbmarkierungen und Hervorhebungen ist eine schnelle Orientierung im Kapitel gewährleistet. Das Buch ist in gut lesbarem Fließtext gehalten und Inhalte werden in Tabellen, zahlreichen Farbgrafiken, Flussdiagrammen und Bildern veranschaulicht. Dabei lassen auch die Beschriftungen der Grafiken und Tabellen keine Wünsche offen. Besonders gut für den schnellen Überblick eignet sich auch der „Differenzialdiagnose-Navigator“ zu Beginn eines jeden Kapitels, welcher unter anderem eine sehr übersichtliche Synopsis verschiedener Ursachen eines Leitsymptoms, nach klinischer Relevanz und Pathophysiologie sortiert, darstellt und die grundlegende Basisdiagnostik sowie weiterführende Diagnostikpfade in übersichtlichen Grafiken vorstellt. Merkkästen heben besonders relevante Informationen farblich hervor. Die zahlreichen Tabellen bieten einen hilfreichen Überblick zur jeweiligen Thematik.
Nachteilig ist, dass der Fließtext ein Nachschlagen von spezifischen Informationen erschwert. Im Vergleich zu anderen Lehrbüchern der Inneren Medizin wird auf Fallbeispiele sowie IMPP-Relevanz verzichtet.
Aufbau
Der grobe Aufbau des Lehrbuchs stellt Grundprinzipien der Differenzialdiagnose sowie differenzialdiagnostisches Management an den Beginn, unter anderem mit einem Kapitel über Notfälle und Triage. Anschließend finden sich die einzelnen Leitsymptome mit einem jeweiligen Kapitel, unterteilt in Symptome im Bereich von Hals und Thorax, Symptome im Bereich des Abdomens, systemische Symptome, Schmerzen, sowie Laborbefunde.
Die einzelnen Kapitel sind durch farbliche Markierung voneinander abgetrennt. Der Differenzialdiagnose-Navigator zu Beginn jedes Kapitels leitet mit Überblick, Definitionen, Einteilung und Ursachen sowie Beschreibung der Symptomatik in das jeweilige Thema ein. Es folgt die Abhandlung des allgemeinen differenzialdiagnostischen Managements (Anamnese, klinische Untersuchung, apparative Basisdiagnostik sowie weiterführende Diagnostik). Den Schluss des Navigator-Teils stellt eine gruppierte Übersicht aller Differenzialdiagnosen zu einem Leitsymptom dar, geordnet nach Häufigkeit und Pathomechanismus. Zudem findet man eine Tabelle zur Triage der einzelnen Krankheiten nach „intensivpflichtig“, „Hospitalisation“ sowie „ambulante Klärung“.
Im Anschluss an den Navigator werden wichtige Krankheitsbilder einzeln abgehandelt. Dabei ist der Fließtext in einzelne Unterpunkte wie Ätiologie, Pathogenese, Histologie, Klinik, Bildgebung, Verlauf, Prognose etc. unterteilt. Tabellen, Abbildungen und Merkkästen ergänzen jedes Kapitel, welches jeweils mit einem eigenen Literaturverzeichnis zur tiefergehenden Recherche abschließt.
Im Anhang befindet sich die Aufzählung der Autoren einzelner Kapitel (auch der Altauflagen 17 bis 20) sowie das sehr ausführliche Sachverzeichnis.
Relevanz für Tübinger Studium
Dieses Buch ist als Nachschlagewerk und für besonders Interessierte im Bereich der Inneren Medizin sehr gut geeignet, vor allem für die Vorbereitung zur Prüfung im Fach Differenzialdiagnose (9. Fachsemester). Das Buch ist nicht auf die vollständige Abhandlung der einzelnen Krankheitsbilder fokussiert, wie es vielleicht für die Vorbereitung zu Klausuren in der Inneren Medizin oder auf das Examen vorteilhafter ist, sondern bietet vielmehr einen Leitfaden für geordnete, differenzialdiagnostische Überlegungen. Der Preis des Buches ist gerechtfertigt: Als angehender Internist ist die Anschaffung auf jeden Fall lohnend, als Student mit anderen Schwerpunktinteressen geht es aber auch ohne.
Fazit
Mit der 21. Auflage des renommierten Nachschlagewerkes liefert Thieme hier ein Lehrbuch, welches einen über das Studium sowie die gesamte Berufszeit begleitet. Ziel dieses Buches ist, eine strukturierte Herangehensweise für den Weg vom Symptom bis zur Diagnose zu schaffen, und nicht, besonders IMPP-relevante Prüfungsthemen zu pauken. Ob es nun zur Prüfungsvorbereitung geeigneter ist als ein Kurzlehrbuch, ist abhängig vom Lerntyp. Didaktisch kann „Differenzialdiagnose Innerer Erkrankungen“ jedoch auf jeden Fall mithalten.
Preis-Leistungs-Verhältnis ok.