Herz-Kreislauf-System

Organsysteme verstehen – Herz-Kreislauf-System, 1.Auflage

Autor: A. Noble, R. Johnson, A. Thomas, P. Bass

Elsevier Verlag, 2017

ISBN: 978-3-437-42984-2

168 Seiten,  29,99 

★★★

 

Kurzbeschreibung 

Das gesamte Herz-Kreislauf-System auf etwas mehr als 150 Seiten für Vorkliniker interessant zu erklären und hierzu direkt noch durch Fallbeispiele klinische Bezüge zu schaffen klingt zunächst nach einer schweren Aufgabe. Mit dem nun erstmals in deutscher Sprache erschienenen Werk aus der Reihe „Organsysteme verstehen“ des Elsevier-Verlags wird jedoch genau dies versucht. Dabei soll laut Verlag nicht mehr das Lernen der Fächer im Vordergrund stehen, sondern das Verständnis des Organismus.

Zielgruppe 

Das Buch ist laut Verlag für Studenten der Vorklinik an den deutschen Markt adaptiert worden. Das Original in englischer Sprache ist ein Werk von vier mit der University of Southampton assoziierten Autoren, deren Ziel es ist, dem modernen Lernen des Medizinstudenten abseits der klassischen Disziplin-basierten Lehrpläne Sorge zu tragen. So wurden Aspekte aus verschiedenen Bereichen (Anatomie, Physiologie, Pharmakologie und Pathologie) mit Fallbeispielen verbunden, um daraus ein hierfür geeignetes Lehrbuch zu schaffen. Da das Buch Teil einer Reihe mit vier Bänden ist, ist es mit 168 Seiten dafür eher kurz gehalten. Es behandelt dennoch durch seinen speziellen Aufbau viele Inhalte des Themenblocks Herz-Kreislauf aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Man muss jedoch an dieser Stelle bereits sagen, dass das Buch einen größeren Nutzen für Studierende der Reformstudiengänge hat.

Inhalt 

Da die aktuelle die erste Auflage am deutschen Markt darstellt, ist ein Vergleich zur Altauflage nur mit dem englischen Original möglich. Dabei sind vor allem die Kästen mit interessanten Hintergrundfakten und „über den Tellerrand hinausgehenden“, z.B. historischen, Informationen zu erwähnen, die neu eingefügt wurden. Außerdem wurde der sich mit der Diagnostik und ihren modernen Verfahren beschäftigende Teil des Buches überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Der Inhalt ist ansonsten in 14 Kapitel aufgeteilt, die wiederum Unterpunkte haben. Dabei ist innerhalb der Kapitel bewusst keine klare Trennung zwischen Inhalten aus den verschiedenen Disziplinen vorgenommen worden, es wird eher immer das behandelt, was zu der Überschrift des Unterpunktes gerade passt. Die Fallbeispiele fließen als Blöcke immer wieder zwischen die Unterpunkte ein und ergänzen diese so. Durch die Verschmelzung soll das Hin- und Herswitchen zwischen verschiedenen Lehrbüchern umgangen werden und dennoch der jeweilige Student individuell, auch wenn er sich noch nicht mit der Thematik zuvor befasst hat, abgeholt werden.

Didaktik

Grundsätzlich ist das Buch durchaus so aufgebaut, dass in den einzelnen Kapiteln zunächst immer die Grundlagen zu den Kapitelthemen erst grob umrissen werden und dann in die Tiefe eingestiegen wird, bis schließlich eine recht klinische Betrachtungsweise dominiert. Ein Beispiel dazu, dass auch den Unterschied zu einem klassischen Lehrbuch diesen Umfangs klar macht, ist z.B. das Kapitel 2 mit der Überschrift „Struktur und Funktion der Herzmuskulatur“. Was sich erst einmal nach einem anatomisch-physiologischen Thema anhört, wird in den Unterpunkten durchaus so behandelt, aber endet eben auch im Punkt 2.5 „Herzmedikamente“, der die Anwendung der Grundlagen sofort nötig macht, um ihn verstehen zu können. Die Vernetzung der Disziplinen zueinander soll dadurch immer in ihrem klinischen Bezug ihren Höhepunkt finden. Etwaige Zusatzmaterialien sind nicht beiliegend oder enthalten.

Aufbau 

Die Kapitel sind danach geordnet, dass nach einem Einführungskapitel über das Funktionskonzept des gesamten Herz-Kreislauf-Systems zunächst das Herz und seine Funktionsweise und Pathologien im Vordergrund stehen, dann kurz auf die kardiale Blutversorgung selbst und ihre Fehlfunktionen Bezug genommen wird, ein kurzer Exkurs über das EKG dann jedoch den Übergang zum Körperkreislauf darstellt. Zu guter Letzt werden noch Randthemen, wie der fetale Kreislauf und der des Sportlers abgehandelt. Der Fließtext wird durch verschiedene Elemente immer wieder unterbrochen und aufgelockert. So wären da zum einen die in wenigen Farben und einfach gehaltenen Illustrationen zu nennen, aber auch Bilder und eben die Fallbeispiele und Kästen mit weiteren Fakten. Diese sind bunt markiert, am Anfang eines Kapitels werden immer Lernziele definiert. Auf das IMPP wird kein spezifischer Bezug genommen (vgl. hierzu z.B. die Endspurt-Reihe von Thieme).

Relevanz für Tübinger Studium 

Man muss hier sagen, dass das Buch wohl eher für Studenten der vorklinischen Semester in Reformstudiengängen gedacht ist bzw. ursprünglich aus dem Ausland und damit aus einem völlig anderen Studiensystem stammt. Daraus ergeben sich automatisch Dinge, die es uns als Studierenden in Tübingen ab und an schwer machen dürften, mit diesem Werk zu lernen. Dennoch ist das Konzept interessant und für den Anspruch, kurz gehalten die gesamte Thematik zu umreißen, sicherlich auch gelungen. Ausreichend für M1 dürfte es auch sein, man würde jedoch auch einfach sehr viele Dinge lernen, die keine Rolle für unser klassisches Medizinstudium spielen. Bereits in der Vorklinik besonders begeisterte können sicherlich durch die klinischen Bezüge nochmal mehr aus den Themen mitnehmen, als sie es mit einem klassischen Vorklinik-Buch könnten.

Fazit 

Mit dem Herz-Kreislauf-Teil der Reihe „Organsysteme verstehen“ erfüllen die Autoren ihren Anspruch daran, ein nicht klassisch daherkommendes, kurz gehaltenes Lehrbuch zu schreiben, wobei viel klinisches Wissen in ein Vorklinik-Werk einfließt und verschiedene, vorklinische wie klinische, Disziplinen miteinander verschmelzen. Für Interessierte, die besser damit zurecht kommen, wenn sie sich an klinischen Beispielen und nicht nur an blanken Vorklinik-Fakten entlang hangeln können ist es sicherlich geeignet, ansonsten aber eher ein Buch für Studierende in Reformstudiengängen.  

 


Genre: Innere Medizin
Illustrated by Elsevier