Arzt-Patienten-Kommunikation – Ein Patient und sein Chirurg im Zwiegespräch
Autor: W. Hohenberger, H. Moldaschl
Verlag De Gruyter, 2018
ISBN: 978-3-11-060956-1
Seitenzahl 202, Preis 19,95
★★★★
Kurzbeschreibung
„Arzt-Patienten-Kommunikation – Ein Patient und sein Chirurg im Zwiegespräch“ beschäftigt sich damit, Probleme in der Kommunikation zwischen einem Arzt und seinem Patienten aufzuzeigen und aus einer persönlichen Sichtweise heraus zu erzählen und damit nachvollziehbar zu machen.
Zielgruppe
Das Buch richtet sich an jeden, der sich mit dem Thema beschäftigen möchte – es wird wenig über Theorien geschrieben und ebenso wenig Fachwissen im medizinischen oder gesprächstheoretischen Bereich vorausgesetzt, um die angesprochenen Probleme zu verstehen und nachzuvollziehen. Interessant ist es damit meiner Meinung nach nicht nur für Medizinstudent*innen, sondern auch für weitere in Gesundheitsberufen arbeitende Leute sowie für Patient*innen, die sich mit dem Thema beschäftigen möchten.
Es geht insgesamt nicht darum, lehrplanrelevantes Wissen zu vermitteln, somit handelt es sich hier aus meiner Sicht nicht um ein Lehrbuch (was aber auch nicht der Anspruch ist, der an das Buch gestellt werden sollte).
Inhalt
Das Buch schildert den Fall von Dr. Helmut Moldaschl, der ein Magenkarzinom diagnostiziert bekommt, und dessen Kommunikation mit Prof. Dr. med. Dr. hc Werner Hohenberger, seinem behandelnden Chirurgen.
Die beiden schildern den spezifischen Fall von H. Moldaschl, sprechen aber auch allgemeine Themen, wie die Erwartungen eines Patienten an seinen Arzt und umgekehrt, an.
Dabei wird vielfach betrachtet, wo Möglichkeiten des Scheiterns in der Kommunikation bestehen, aber vor allem auch, wie sie trotz unterschiedlicher Positionen und Wissensstände (immer wieder) funktionieren kann. Dabei wird wenig theoretisiert, sondern sich inhaltlich mehr auf die Meinungen der beiden Autoren und ihre autobiographisch geschilderten Erfahrungen gestützt.
Missstände werden betrachtet und angesprochen, aber das Positive und das Vertrauen, auf das sich eine funktionierende Arzt-Patienten-Beziehung stützt, ebenfalls nicht außen vorgelassen. Die Betrachtung ist nicht unkritisch, aber auch nicht vorwurfsvoll und gibt neben einer interessanten Lektüre auch ebenfalls interessante Denkanreize.
Didaktik
Das Buch ist gefasst in die verschiedenen Themen, die bei der Kommunikation zwischen Arzt und Patient eine Rolle spielen (z.B. vorhandene (Rollen)Erwartungen an sich selbst und den anderen, Erwartungen an die Kommunikation und Interaktion, die Sicht auf Krankheit und kranke Menschen etc.). Jedes Thema wird dabei sowohl von Moldaschl (aus Patientensicht) und Hohenberger (aus Sicht des Arztes) betrachtet, die im Stil eines Zwiegesprächs jeweils getrennte Texte verfasst haben, teilweise auch auf einander eingehend.
Aufbau
Optisch ist das Buch eher nüchtern, Illustrationen gibt es keine. Dafür ist es klar gegliedert im Aufbau zwischen Texten, die Moldaschl geschrieben hat, solchen, die von Hohenberger verfasst wurden und Abschnitten, die von beiden gemeinsam stammen. Der Schreibstil lässt sich leicht lesen und vermittelt einen autobiographischen Einblick in die geschilderten Situationen und Umstände.
Relevanz für Tübinger Studium
Für das Studium sehe ich keine Relevanz, wenn es um den Lehrplan geht oder die Examensvorbereitung, denn es ist nicht der Anspruch der Autoren, Lehrplanwissen zu vermitteln.
Für interessant und lesenswert abseits von Prüfungen halte ich es aber definitiv, denn es gibt einen offenen Einblick in die angesprochenen Themen, der sich durch den autobiographischen und hin und wieder durchaus humorvollen Stil sehr leicht lesen lässt.
Fazit
Bei „Arzt-Patienten-Kommunikation – Ein Patient und sein Chirurg im Zwiegespräch“ handelt es sich meiner Meinung nach um ein zwar nicht lehrplanrelevantes, aber sehr lesenswertes Buch, das sich kritisch, aber nicht vorwurfsvoll, mit der geschilderten Kommunikation beschäftigt. Es geht weniger darum, eine einfache Lösung zu schildern, „nach der man zu handeln hat“, sondern vor allem darum, Sichtweisen darzustellen und nachvollziehbar zu machen.