Hans W. Striebel
Die Anästhesie
ISBN-10: 3-7945-2636-8
ISBN-13: 9783794526369
1824 Seiten; 205 EUR
Schattauer; 2010; 2. Auflage
Jeder Student der sich für das Fach der Anästhesie und Intensivmedizin interessiert, wird irgendwann in seinem Leben einmal ein Werk von Hans Walter Striebel in den Händen halten. Der kleine Striebel ist seit eh und je Teil des Inventars jeder gut sortierten Studentenbibliothek. Jetzt ist der große Striebel „Die Anästhesie“ in zwei Bänden in der zweiten Auflage erschienen. Das Werk umfasst knapp 1800 Seiten, unterteilt in den größeren Allgemeinen Band und den geringfügig schmaleren Speziellen Band. Der Allgemeine Band handelt dabei zunächst die Allgemeinanästhesie ab. Von der Physiologie zur Pathophysiologie erstreckt es sich hin bis zur klinischen Pharmakologie. Alle gängigen Medikamente werden en-Detail besprochen. Das Ganze ist leicht verständlich und gut strukturiert. Der angenehme Schreibstil von Herrn Professor Striebel erleichtert das Lernen zusehends.
Es folgt ein größeres Kapitel zum Thema Lokal- und Regionalanästhesie. Hier treten zwei weitere Highlights des großen Striebels zu Tage. Der Autor hat alle Zeichnungen (des gesamten Werkes) eigens angefertigt. Diese werden ergänzt durch hervorragende, ebenfalls eigens angefertigte, Fotographien. In diesen Fotos sind zusätzlich alle Leitstrukturen angezeichnet und beschriftet, so dass man sich einen sehr guten Überblick verschaffen kann. Mehrere verschiedene Punktionstechniken werden abgehandelt, dazu eine als vollständig zu erachtende Auflistung aller möglichen Risiken und Komplikationen. Ausführliche Beschreibungen über Aufklärung und Patientenmanagement sind selbstverständlich ebenso enthalten.
Es folgen gut 250 Seiten über das perioperative Management. Herr Striebel führt dabei den Leser von der arteriellen Punktion (natürlich ebenfalls großartig erklärt und illustriert) über ZVK-Anlage, die Bedeutung und Interpretation der BGA zu Röntgen Thorax-Aufnahmen und sogar dem EKG. Spätestens hier beweist das Buch, dass es nicht nur ein Werk für Anästhesisten ist. Jeder Internist und jeder Chirurg würde von diesem Buch profitieren. Mir selbst ist bisher noch kein Werk dieser Fachbereiche in die Hände gefallen, dass auch nur annähernd eine solche Tiefe bei den praktischen Fähigkeiten, welche jeder Kliniker können sollte, bietet.
Das nächste Kapitel beschäftigt sich thematisch mit Einleitungs-, Intubations- und Narkoseproblemen. Schlecht einsehbare Luftwege, nicht nüchterne Patienten aber auch Anaphylaxie werden angesprochen. Darauf folgen dann satte 300 Seiten über Anästhesie-relevante Nebenerkrankungen.
Der zweite Band führt dann 400 Seiten über die spezielle Anästhesie. Dies ist sicher als Facharztwissen zu verstehen und nicht primär an Studenten gerichtet. Egal ob Kindernarkosen, Narkosen in Neurochirurgie, MKG oder Polytraumata, jeder Umstand und jede Abteilung wird hier abgehandelt. Es folgen gut fünfzig Seiten zum Aufwachraum, von denen der überwiegende Anteil, sich um die Behandlung des postoperativen Schmerzes dreht.
Das letzte Kapitel bilden die Lebensrettenden Sofortmaßnahmen. Diese sind unterteilt in Erwachsene und Kinder, aber auch Neugeborene erhalten ihr eigenes Kapitel. Alle Empfehlungen hier sind Stand aktuellster Forschung bzw. derzeitiger Leitlinien und so findet man hier auch viele Informationen für die Notfallmedizin.
Wer nur ein Buch für die Klausur im 7. Semester sucht, der wird vom großen Striebel schnell erschlagen. Hier ist sicher der kleine Bruder zu empfehlen. Ansonsten ist es aber das ideale Buch für den Studenten im Anästhesie-Tertial des PJs, der sich eventuell schon auf seine Tätigkeit als Anästhesist vorbereiten möchte.
Daneben ist es für all diejenigen Ärzte und Studenten interessant, die im weitesten Sinne etwas mit Operativer Medizin zu tun haben.
Jeder (werdende) Anästhesist sollte den großen Striebel besitzen. Dem gemeinen Studenten reicht sicher der kleine Bruder.